…AND JUSTICE FOR ALL! (2010)
ÖZLEM GÜNYOL & MUSTAFA KUNT
20.11. – 18.12.2015
Der Förderverein Aktuelle Kunst Münster e.V. (FAK) zeigt in seiner letzten Jahresausstellung Arbeiten des Künstlerduos Özlem Günyol (*1977) und Mustafa Kunt (*1978).
Die aus Ankara stammendenden Künstler beschäftigten sich multimedial mit den Themen Kulturelle Identität, staatliche Repräsentationsformen und Wertesystemen. Seit zehn Jahren leben und arbeiten sie in Frankfurt am Main. Nach ihrem Studium der Bildhauerei an der Hacettepe University in Ankara wechseln die beiden Künstler 2001 zur Städelschule nach Frankfurt am Main, wo Özlem Günyol bei Ayse Erkmen und Mustafa Kunt bei Wolfgang Tillmans und Willem de Rooij ihre Studien im Jahr 2006 abschließen. Seit 2005 treten sie als Künstlerteam auf, nehmen an internationalen Ausstellungen teil und wurden bereits mit mehreren Stipendien und Künstlerpreisen ausgezeichnet.
Thematisch greifen sie immer wieder auf biografische Erfahrungen zurück. Sie betonen die Schwierigkeit und den bürokratischen Aufwand, als türkische Künstler eine Aufenthalts- und Arbeitsberechtigung für Deutschland zu bekommen. Mit Installationen, Fotografien, Filmen und grafischen Arbeiten setzen sie sich mit einer symbolreichen und ästhetischen Bildsprache mit nationalen Systemen und Formationen und der daraus resultierenden Identitätsbildung auseinander. Sie präsentieren ihre Arbeiten sowohl im institutionellen als auch im öffentlichen Raum. Politische Machtinszenierungen aber auch der Kampf dagegen spielen eine zentrale Rolle bei Günyol und Kunt. So besteht die Arbeit …and Justice for all! (2010) aus einem Protestbanner mit der Aufschrift des Titels. Dieses Relikt ist zerrissen und professionell zu einem Seil gedreht. Die typische Reduktion und Klarheit der visuellen Erscheinung gepaart mit politischer Symbolik und konzeptuellen Überlegungen ist ebenfalls im Film On the Stage (2010) sichtbar. Eine Tänzerin stellt nach einer eigenen Choreografie Posen nach, die den zufälligen Schnappschüssen von Demonstrierenden entstammen. Völlig aus dem Kontext herausgenommen, werden die Szenen der alltäglichen Medienwelt isoliert vor einem schwarzen Hintergrund neu inszeniert. Das aktuelle, politische Zeitgeschehen bildet die Ausgangslage für die oftmals aufwendigen Installationen, die als kritische Reflexionen und Statements verstanden werden können.
Neben bereits bekannten Werken zeigt die Einzelausstellung in der Fresnostraße auch neue Arbeiten, die eigens für den FAK Münster entstanden sind.